Am Seeufer, im Wald, zwischen den Pflastersteinen, an der Stadtmauer oder sogar an den Bordsteinen gedeihen ungeachtet viele und manchmal seltene Wildpflanzen. Genau dieser Vielfalt will Pro Natura Region Thun nachgehen. Wie die Städte Zürich, Bern, Basel oder Genf will nun auch die Region Thun ihre Kenntnisse über die Biodiversität erweitern, indem man die Spontanvegetation aufnimmt.
Mit dem Floreninventar werden folgende Ziele Erreicht:
Der Wegfall einer Art kann eine regelrechte Lawine auslösen. Verschwindet beispielsweise der Klee auf einer Wiese, hat das direkte Folgen für Rüsselkäfer, die sich von Klee ernähren. Schlupfwespen, die sich von Rüsselkäfer ernähren finden derweil keine Nahrung mehr und so bleiben auch Vögel der Wiese fern.
Auch ist eine hohe Biodiversität immer besser als eine Monokultur. So können sich Organismen auf kleinste Veränderungen viel besser einstellen und sich gegebenenfalls gegenseitig unterstützen bzw. den Ausfall einer Art durch Krankheit oder Schädlinge auffangen.
Ohne das Zusammenspiel der Arten gäbe es kein Leben auf dieser Welt. Es braucht Pflanzen und Pilze, die aus unbelebter Materie Biomasse erzeugen können. Es braucht Tiere, die sich davon ernähren und andere Tiere, die sich von Tieren ernähren. Und es braucht Lebewesen, die tote Lebewesen wieder zersetzen und darauf wieder neues Leben ermöglichen.
Kurz, die Artenvielfalt ist die Basis für verschiedene Beriche: von der Nahrungsmittelproduktion über die Pharmaindustrie und die Holzwirtschaft bis zum Tourismus. Wir gehen heute davon aus, dass der Wert der gesamten Biodiversität durchschnittlich 32 Billionen CHF. pro Jahr beträgt.
Einen direkten Nutzen hat die Artenvielfalt in unserer Ernährung, die komplett von Tier- und Pflanzenprodukten abhängt. Darüber hinaus sind viele weitere Naturprodukte für die Befriedigung unserer Grundbedürfnisse essentiell, wie beispielsweise Holz oder Baumwolle.
Indirekten Wert hat die Artenvielfalt durch Ökosystem-Serviceleistungen wie die Sauerstoffproduktion photosynthetisierender Pflanzen, die Humusbildung durch Mikroorganismen oder die Nutzpflanzenbestäubung durch Insekten. Der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung durch Bienen und Hummeln (darunter viele Wildbienen) wird weltweit auf rund 48 Milliarden CHF. geschätzt. Nicht nur Siedlungsräume sind reich an wildwachsenden Pflanzenarten, auch strukturierte Landschaften tragen erheblich zur Artenvielfalt bei.